Raven lebte noch einige Zeit in Ra-Rir,der Umbau wurde fertiggestellt und sie zog in eine wunderschöne Wohnung, eine ganze Klinik und ein großes Labor standen ihr zur Verfügung. Und dennoch...alleine ohne Gefährten ,nicht mal eine Sklavin hatte sie, zog es sie aus der Stadt heraus,sie packte ihre Sachen und ging mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus der Stadt. Einmal draußen, fing sie ihre Wanderschaft an,es zog sie immer weiter, zu den Wäldern wo sie einige ihrer Schwestern traf,dann wieder weiter, immer weiter. Eines Tages im Norden kam sie durch Zufall in das Dorf Thorwalds Mark. Dort traf sie zu ihrer Freude Talulah an,die einstige Händlerin Ra- Rir´s. Beide freuten sich über das unerwartete Wiedersehen und hatten sich eine Menge zu erzählen. Als es spät wurde, bot Lulah ihr an doch im Dorf zu bleiben und in der Heilerei zu wohnen. Raven kannte sich zu gut ,so willigte sie ein, so lange zu bleiben bis ihre Füße sie wieder weitertreiben würden. Die Heilerei war groß und gut eingerichtet,und Platz für Privates war auch gegeben. Raven bezog die Heilerei, genoss das ruhige Leben ,die nordische Lebensweise und den rauen aber herzlichen Umgang miteinander..

Raven lag zusammengerollt und schlief.Das leise Krächzen ihres Raben Kalibur weckte sie, er schien gegen seine Gewohnheit draußen geschlafen zu haben und wollte zu ihr.Schlaftrunken öffnete sie ihre Augen einen Spalt weit, in ihrem Kopf klopfte ein hartnäckiger Schmerz .Sie streckte den Arm aus und tastete nach dem Becher mit Wasser auf ihrem Nachttischen, doch ihre Hand griff nur ins Leere. Nun öffnete sie ihre Augen richtig, trotz der Kopfschmerzen und hielt einen Moment den Atem an. Sie sah sich um..das war nicht ihr Schlafzimmer ,in dem sie sich befand.Vorsichtig richtete sie sich ein wenig auf und sah sich genauer um.
Sie lag auf einem kleinen Sofa ,bedeckt mit einem ihr fremden Fell,das Sofa war Bestandteil eines Wohnzimmers.Dann kam mit einem Schlag die Erinnerung zurück, stöhnend ließ sie sich wieder in das Kissen sinken.Ihr Herz klopfte heftig,denn sie lag im Wohnzimmer des ersten Rarius con Rarir,Sir Claudius.. Es war sein Duft ,der an dem Fell haftete und sie so schmerzlich an ihre Vergangenheit erinnerte,hatte sie die halbe Nacht immer nur von ihrem verstorbenen Gefährten geträumt,ihrer großen innigen Liebe. Claudius.. sie seufzte,sie mochte ihn sehr,mehr als sie sich zugestehen mochte, doch sie wusste wem er sein Herz geschenkt hatte.Raven tat sich schwer sich an den gestrigen Tag zu erinnern. Immer noch fehlten ihr Teile des Tages.Sie erinnerte sich,dass Claudius sie auf Geheiß von Lady Akilah in seine Wohnung brachte,dass er ihr durch das Haar gestrichen hatte und eine Träne aus ihrem Gesicht wischte.
So langsam kamen die Erinnerungen wieder....
Ihre Gedanken schweiften zu den Ereignissen zurück, die sie nun hierher in die Wohnung des Rarius gebracht hatten.
Sie sah ihre Ankunft, der freundliche ,herzliche Empfang, den Einzug in die große Heilerwohnung , als Lady Akilah ihr mitteilte,dass sie nun die Heilerin con Rarius war,nachdem Sir Noir Rarir verlassen hatte. Die Wohnung war wunderschön und sehr großzügig,viel zu groß für eine Person. Sie lebte sich gut ein.Fühlte sich sicher an diesem Ort. Doch nun? Sie wusste nicht welche Ausmaße ihr Handeln von gestern haben würde.Zwar hatte die Tatrix ihr einen Tag davor zugesichert,dass sie in RaRir sicher sei und Sir Vervain,den die Tatrix ins Vertrauen gezogen hatte, hatte ihr das Gleiche versichert.Dennoch war sie unruhig.
Sie erinnerte sich noch an den Tag als Ali, die Wilde in Rarir auftauchte. Diese Mädchen hatte etwas besonderes an sich,das hatte sie sofort bei ihrer ersten Untersuchung bemerkt. Sie wusste viel, fast zuviel von der Heilkunst und im Laufe der Zeit wurde ihr klar,dass sie auch lesen konnte.Trotzdem verhielt sie sich sonst wie eine stolze Taluna. Sie sprach Lady Akilah darauf an und im Laufe des Gespräches kam heraus,dass Akilah ein besonderes Interesse an Ali hatte. Warum genau erfuhr Raven nicht.Sir Vervain kümmerte sich um Ali und auch er merkte,dass diese Taluna etwas Besonderes war. Nach und nach kristallisierte sich heraus warum Lady Akilah sich so für Ali interessierte.Sie glaubte Ali zu kennen als eine ihrer Freundinnen.Nur schien Ali sich nicht an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnern zu können. Es wurde über den Trank der Erinnerung gesprochen ,um Ali mit diesem Trank zur der Erinnerung ihrer Vergangenheit zu helfen.
Raven schwieg zu diesem Thema, sie hatte noch keinem ihre Vergangenheit gestanden und ihr lag viel daran nichts davon preis zugeben. Doch der Gedanke an diesen Trank beschäftigte sie sehr.Die Schamanin ,die sie einen Teil ihrer Kindheit großgezogen und gelehrt hatte, wusste von diesem Trank . Doch bevor es soweit war, dass sie Raven die Rezeptur geben wollte, hatte sich ja ihr Schicksal wieder gewendet durch die Begegnung mit ihrem zukünftigen Gefährten.
Raven grübelte und erinnerte sich an einige der Zutaten,doch sie bekam den Trank nicht hin. Jede Nacht hatte sie daran gearbeitet und schlief viel zu wenig, das fiel dann auch Lady Akilah auf.Als diese sich wegen eines Schnittes an der Hand in die Heilerei begab und Raven auf ihren Zustand hin ansprach,setze diese alles auf eine Karte und gestand ihr ihre Vergangenheit.Die Zeit bis Akliah sich äußerte schien eine Ewigkeit zu dauern, Raven wusste,dass sie durchaus wieder einen Kragen würde bekommen können. Doch die Tatrix entschied sich anders, sie erhoffte sich,dass Raven irgendwie noch an den Trank kommen könnte. Sie versprach keinem etwas von ihrer Vergangenheit zu erzählen, außer vielleicht dem ersten Rarius. Letztendlich hatte sie diesem nichts gesagt ,sondern nur Sir Vervain davon unterrichtet, welcher ihr ja auch seine Verschwiegenheit zusicherte.
Raven löste sich kurz von ihren Gedanken und stand auf um sich einen Becher Wasser zu holen,leise tappte sie auf nackten Sohlen durch die Wohnung des Rarius.Fand das Gesuchte und kehrte zum Sofa zurück, zögernd deckte sie sich mit dem Fell zu.
Die Tatrix hatte in ihrer Nähe auf einem Bett genächtigt,schien aber nun aufgestanden zu sein.Auch Sasi sah sie gerade nicht, diese hatte neben ihr geschlafen. So wanderten ihre Gedanken wieder zu den Geschehnissen des gestrigen Tages.
Raven ließ der Gedanke an den Trank keine Ruhe und so beschloss sie, ihre alte Schamanin aus früheren Zeiten zu suchen,ungefähr wusste sie, wo sie sich aufhielt,wenn sie sich getarnt in die kleineren Orte traute um zu handeln. Auch wusste sie,dass diese sich nicht allzu weit von RaRir aufhielt,was sie durch ein Gespräch in Belnend herausgefunden hatte.
So schlich sie sich am frühen Morgen aus Rarir , ein Bündel mit dem, was sie früher trug, bei sich und einigem, von dem sie wusste, dass die Schamanin es gebrauchen konnte.
Raven konnte sich nur noch wage an das Treffen erinnern,ihre Suche nach dem abgelegenen Ort des Handels, schemenhafte Bilder von einem wilden Tanz ,Gesprächsfetzen ,Umarmungen und Tränen.Mehr bekam sie nicht mehr zusammen, denn auch sie musste einen Trank nehmen,sie durfte die Wege zu ihr niemals verraten um ihre ehemalige Ziehmutter nicht in Gefahr zu bringen. Sie hatte noch den Gedanken,dass sie einen winzigen Zettel bekam,den sie an sich nahm. Als sie dann in RaRir wieder zu sich kam,wusste sie nicht mehr wie sie Heim gefunden hatte,ihre alltägliche Kleidung war verschwunden,dafür trug sie ihre alten Felle und neben ihr lag der große Schädel, der Kopfschmuck einer Schamanin.Dass sie ihn bei sich hatte konnte nur eines bedeuten.Doch diesen Gedanken verdrängte sie. ...
Sie musste unbedingt mit Lady Akilah sprechen, nicht nur wegen der Geschehnisse ,sondern auch wegen Sir Rannug. Dieser hatte bei seinem Besuch in RaRir sie
gebeten einige Sklavenuntersuchungen in seinem Heimatort durchzuführen und auch eventuell seine Sklavinnen zu schulen sowie eine Heileranwärterin auszubilden. Raven traute sich zwar eine Sklavenschulung zu, nicht jedoch eine Anwärterin zu schulen. Seufzend erhob sie sich nun, sie wollte zur Tatrix,unbedingt. Doch sie fand alle Türen verschlossen.Sie hörte Kalibur draußen, ging zu einem Fenster und rief ihn zu sich.......

Ravens Füße trugen sie nach RaRir. Zuerst weilte sie dort als Gast. Dieser Ort war schön angelegt, sie fühlte sich sicher und auch auf eine gewisse Weise geborgen.
Dies lag besonders an den Bewohnern dort,die sie herzlich aufnahmen. Lady Akilah,ihr erster Rarius Sir Claudius,Lady Lula und Lady Rain, die Händlerinnen. Auch Sir Vervain war ein angenehmer Krieger, der zukünftige Gefährte von Lady Rain.Sir Noir ,der dortige Heiler, zeigte ihr die Heilerei,doch er verließ bald darauf Rarir.Auf diese Weise war sie nun die einzige Heilerin in Rarir und bekam eine großzügige Wohnung zur Verfügung. Sie fühlte sich nach langer Reisezeit endlich wohl, sie musste nicht mehr weiterreisen,sie hatte gefunden wonach sich ihr Herz sehnte. Einen sicheren Ort ,Schutz und Gemeinschaft. Mehr erwartete sie nicht.
Ihr ganzes Glück hatte sie verloren,sie machte sich keine Hoffnungen mehr,jemals wieder ein solches Glück zu verspüren,doch die Zufriedenheit,die sie umfing, seit sie in RaRir lebte, reichte ihr vollkommen.

Raven wuchs als Tochter einer Heilerin und eines Kriegers im hohen Norden auf, damals hatte sie noch den Namen Kyla . Sie lebte mit ihren Eltern und Geschwistern und ihrer Amme dort, wohlbehalten und geschützt durch den Clan.
Eines Nachts ,als nach einem Fest alle Krieger des Clans ihren Rausch ausschliefen, drangen Wilde in das Dorf ein .Die kleine Kyla war mal wieder heimlich draußen gewesen und beobachtete den wunderschönen Sternenhimmel, als sie ein Tuch vor den Mund gedrückt bekam und ein Messer an ihrem Hals fühlte. Sie wurde neben einigen Tieren mitgenommen. Ihr Leben änderte sich drastisch. Weg von daheim lebte sie nun bei den Wilden. Die Schamanin schien sie in ihr Herz geschlossen zu haben und kümmerte sich um die Kleine. Kyla vergaß ihre richtige Familie nicht,dennoch, sie war nur ein Kind und die Vergangenheit verblasste.Die Schamanin wurde ihre Ersatzmutter,die sie erzog und schützte.
An einem warmen Sommertag geschah es nun, dass Tarnreiter den Stamm der Wilden entdeckten, die Frauen wurden bis auf einige wenige,denen die Flucht gelang, eingesammelt und nach Ar gebracht.Raven war unter ihnen.Sie klammerte sich eine eine ihrer Schwestern und wurde mit den anderen Frauen und Mädchen in einen großen Käfig gesperrt.
Es war wie ein Wunder, dass ihr leiblicher Vater zu der Zeit auch dort verweilte ,er begutachtete die neu gefangenen Frauen ,als er Raven entdeckte, Er war sich zurerst nicht sicher,sie war größer geworden und sah aus wie eine Wilde.Liese rief er:Kyla?
Raven hatte diesen Namen schon lange nicht mehr gehört,aber die Stimme ihres Vaters war in ihrem Herzen, sie hob den Kopf, schaute ihn an,rannte dann an die Gitter. Sie starrten sich an,dann schob ihr Vater seine Hand durch das Gitter,strich ihr über die Wange wie er es schon getan hatte als sie noch klein war.
Schlussendlich kaufte er sie dem Händler ab zu einem ungewöhnlich hohen Preis,nahm sie mit ,kleidete sie ein und brachte sie wieder in sein Dorf. Was für eine Aufregung, der ganze Clan kam um sie zu bestaunen.Jeder fragte wo sie gewesen war,sie erzählte nur wenig.Ihr Vater ebenso, sie lebte nun wieder in dem Dorf.Ihre Eltern sorgten dafür,dass sie die Schule besuchte und zur Heilerin ausgebildet wurde. Raven/Kyla durchlief die Ausbildung, doch das leben bei ihrem Stamm hatte sie geprägt.Eine stille Sehnsucht war immer noch in ihr.Als die Ausbildung beendet war, kehrte sie zu ihren Eltern zurück.Ihre Sehnsucht wurde stärker und stärker und dann eines Nachts schlich sie sich davon und machte sich auf den Weg ,sie suchte ihre Stammesschwestern,welche fliehen konnten.Endlich fand sie die wenigen ,die übrig geblieben waren ,sie legte ihre Kleidung ab und wurde wieder eine Wilde,ihre Schamanin lebte auch noch.Raven lebte wieder in ihrer Hütte ,wurde auch von ihr unterrichtet.
Eines Tages bekamen sie Besuch von einem nordischen Krieger, der öfter kam um die Medizin und Kräuter von der Schamanin zu bekommen. Als er Raven sah, ,begehrte er sie,er wollte sie als Sklavin mitnehmen.Raven war fasziniert von ihm,ihr Herz schlug wild und im Bauch kribbelte es als wären Schmetterlinge darin,aber seine Sklavin wollte sie nicht sein.Doch er nahm sie mit ,legte ihr eine Kragen um und brachte sie in sein Dorf.Viele Monde vergingen,eine intensive Zeit,doch Raven beugte sich nicht. Sie liebte ihn,doch niemals würde sie seine Sklavin sein,niemals. Sie spürte,dass auch er sie liebte und anfing zu achten,immer mehr wurde sie seine Vertraute,immer mehr behandelte er sie wie eine Freie,bis er ihr schließlich den Kragen abnahm und sie zu seiner Gefährtin machte.In seinem Dorf an seiner Seite war sie sicher. Sie gebar ihm alsbald zwei Söhne.In ihrem Dorf arbeitete sie als Heilerin.Ihr Glück war perfekt,eine Heimat, einen Gefährten ,mit dem sie in tiefer Liebe verbunden war,zwei kleine Söhne.Raven war glücklich.
Aber es kam wie es kommen musste , sie bekam die Nachricht,dass ihre Amme im sterben liege ,so reiste Raven zu ihr und ließ ihre kleinen Söhne und ihren Liebsten zurück.
Sie blieb die letzen Stunden bei ihrer Amme , nach deren Tod reiste sie wieder heim.
Und wieder änderte sich ihr Schicksal radikal. Ihr Dorf war überfallen worden, die Häuser niedergebrannt,die Männer und Söhne getötet,nichts als Schutt und Asche war mehr zu sehen. Raven brach zusammen,kauerte in tiefer Trauer neben den Leichen ihrer Familie, schließlich versorgte sie die Leichname und wanderte los...ziellos, ihre Füße trugen sie weit durch Gor,nie konnte sie wirklich rasten. Hier und da bot sie ihre Arbeit an, bekam ein wenig Geld oder Nahrung dafür und zog weiter und weiter.Das Leben machte keinen Sinn mehr für sie.Innerlich war sie fast zerbrochen.Nach langer Zeit verspürte sie hier und da den Wunsch sich niederzulassen, Ruhe und Frieden zu finden. Sie pflegte sich wieder mehr und begann ihre Heilkünste in den Orten anzubieten ,wo es an Heilern mangelte.Allmählich trug sie ein wenig mehr Münzen mit sich, hatte wieder schönere Kleidung an. Ihr Weg führte sie weiter bis nach Rarir......